RoeTest (Röhrentest)
professional tube testing system (c) Helmut Weigl |
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| EL84SE-Endstufe - zur klangverbesserung meines Flachbildfernsehgerätes Vor kurzem ist unser alter Röhrenfernseher kaputt gegangen. Sicherlich hätte man diesen wieder reparieren können. Stattdessen nutzte ich die Gelegenheit um endlich auf einen modernen Flachbildschirm umzusteigen. Im Angebot einer dieser Elektronikmärkte war gerade ein LED-Flachbildschirm mit 106 cm Bildschirmdiagionale für unter 500,00 €. Die Bildquailtät überzeugte mich. Was ich im Geschäft wegen des Lärms nicht mitbekam: Beim ersten Test im Wohnzimmer erschrak ich über die schlechte Tonqualität. Soll das Fortschritt sein? Ein blecherner Klang wie in einen Eimer gesprochen! Daneben auch sehr schlecht verständlich, so dass nur mit erhöhter Lautstärke gehört werden kann um überhaupt etwas zu verstehen. Ich hatte schon daran gedacht das Gerät zurückzugeben, aber was sollte ich dann machen - wieder mein altes Gerät reparieren oder einen anderen Flachbildschirm? Also Fakt ist: Sämtliche Flachbildschirme haben keine guten Voraussetzungen für gute Tonqualität:
Ich entschloss mich, selber etwas zu unternehmen. Und zwar würde ich einen kleinen Röhrenverstärker bauen und zwei Lautsprecherboxen neben den Flachbildfernseher stellen. Ein single-ended-Verstärker mit EL84 würde hinsichtlich der Lautstärke vollständig ausreichen. Bei Pollin gab es gerade Billig-Lautsprecherboxen - das Paar für 55,00 € - im Angebot. Diese bestellte ich, weil die Optik gut zu meinen Möbeln passte. Für eine EL84 Endstufe gibt es nichts mehr zu entwickeln. Ich nahm einfach die übliche Grundschaltung mit ECC83 in der Vorstufe. Wie der Zufall es wollte, hatte ich vor etwa einem Jahr auf dem Sperrmüll ein Radiochasis aus einer Musiktruhe gefunden - vollständig mit allen Teilen. Es handelte sich um eine Loewe Stereogerät (die Truhe war zerschlagen und nicht mehr zu retten). Daraus konnte ich die beiden Übertrager und den Netztrafo verwenden. Röhren, Fassungen und andere Teile hatte ich alle in meinem Fundus. Das Blechgehäuse bastelte ich selbst. Das Alu-Blech mit den Lüftungschlitzen stammt aus einem Analog-Sat-Receiver, den ich dieses Jahr ausmusterte, da ich auf digitalen Empfang umgestiegen bin (Nebenbei: Einen Vorteil des digitalen Empfangs kann ich für mich nicht erkennen - neben nun hunderten unnützen Programmen ist die Bildqualität auch nicht anders). Auf jeden Fall konnte ich das Blech des analogen Receivers passend umarbeiten. Boden und Seitenbleche sind Reste geprägten Alu-Bleches aus dem Baumarkt (Überbleibsel des RoeTest5). Bis auf die Lautsprecherboxen hatte ich diesmal keinerlei Geld ausgegeben. Die Übertrager haben primär- und sekundärseitig genügend Anzapfungen, so dass ich sicherlich passende finden würde. Das Gehäuse war rasch gebaut: Das Lochblech vorne und hinten kanten. Die Löcher für die obenstehenden Röhren bohren. Seitenteile annieten und Löcher für Poti, Netzschalter und rückseitige Anschlüsse bohren. Das ganze mit schwarzem Felgenspray lackiert. Schaltung: Die Endstufenschaltung ist standard und nicht weiter erklärungsbedürftig. Da die Übertrager genügend Anzapfungen haben, probierte ich diese in Ultralinearschaltung zu betreiben (Schirmgitter an andere Anzapfung). Als Ruhestrom für die Röhren fliesen etwa 33 mA pro Endröhre. Spitzenlautstärken wird nicht gefordert, stattdessen schont der sparsamere Ruhestrom die Röhren. Nicht auf dem Schaltplan enthalten ist das Eingangslautstärkepoti. Dieses ist einfach am Eingang der Endstufe angeschlossen (2 x 47 kOhm). Das Netzteil plante ich urprünglich aufwändiger. Ich entwarf und bestellte eine Platine, vereinfachte aber dann die Netzteilschaltung nachträglich wie obenstehend. Aus diesem Grunde ist die abgebildete Platine im Netzteilbereich anders bestückt (Gleichrichter und 670OHm/5W-Widerstand fehlen im Bild noch). Der Netztrafo hat eine etwas zu hohe Anodenspannung (unbelastet 360 V, belastet immer noch 330 V). Der MosFet würde mit dem kleinen Kühlkörper zu heiss. Aus diesem Grunde sah ich einen Widerstand von 670 Ohm/5W vor dem MosFet vor. Dieser vernichtet die zu hohe Spannung und nimmt einen Teile der Verlustwärme auf. Wirtschaftlicher wäre es natürlich einen Trafo mit geringer Anodenspannung zu verwenden. In die Endstufe wurde nur das notwendigste eingebaut. Keine Gleichspannungsheizung, keine teueren Übertrager, keine Netzdrossel (stattdessen elektronische Siebung). So und was ist dann herausgekommen: Erstmal Fotos: Zum Klang: Dieser hat mich völlig überrascht. Top-Sound, klare Höhen, weiche volle Bässe. 1000% besser als vorher. Auch bei geringster Lautstärke ist die Sprache bestens verständlich. Und dies trotz Verwendung billiger Boxen und uralter kleiner Übertrager aus den 50iger Jahren. Eine Steigerung wäre sicherlich mit guten Lautsprechern und teueren Übertragern noch möglich - aber gar nicht erforderlich. Die Lautstärke ist trotz des schlechten Wirkungsgrades der Boxen mehr als ausreichend. Die Endstufe wird im Normalbetrieb nur sehr gering ausgesteuert. Keinerlei Brummen (konsequente Masseführung auf Platine). Dies zeigt, dass eine Gleichstromheizung in einer Endstufe völliger Quatsch ist. Auch konnte ich keinerlei Rauschen feststellen. Angeschlossen habe ich die Endstufe am Kopfhörerausgang des Fernsehgerätes. So sind die Lautsprecher des Fernsehgerätes abgeschaltet und die Lautstärke kann wie bisher mit der Fernbedienung des Fernsehgerätes gesteuert werden (der Lautstärkeregler am Verstärker wird nur einmal eingestellt und bleibt dann so). |